Trotz Versprechungen fühlen sich Casino-Angestellte in den USA von ihrem Arbeitgeber während der Pandemie im Stich gelassen. Nun meldet sich die Gewerkschaft. Die zuständige US-Gewerkschaft für Casino- und Gastronomiebetriebe mit dem Namen Unite Here hatten in einer kürzlich abgehaltenen und öffentlichen Pressekonferenz zur aktuellen Lage Stellung bezogen. Im Zentrum der Kritik standen insbesondere Casinos aus Las Vegas, Atlantic City und New Orleans, die trotz früherer Versprechungen dem Großteil ihrer Belegschaft keinen Lohn auszahlen. Viele Angestellte stehen nun vor dem wirtschaftlichen Ruin.
Eine ganze Branche und ihre Mitarbeiter vor dem Ruin
Realistisch schien es trotz einer zunehmend negativen Entwicklung in den USA durch die Pandemie bislang nicht, dass neben einzelnen Unternehmen sogar ganze Branchen gefährdet sein könnten. Schon gar nicht wurde dies für eine historisch derart bedeutende und finanzkräftige Branche wie das Glücksspiel in Las Vegas für möglich gehalten.
Die Gegenwart hat viele Menschen eines Besseren belehrt. Bereits im März sah sich der Gouverneur des US-Bundesstaates Nevada dazu genötigt, sämtliche Casinos in Las Vegas bis auf weiteres zu schließen. Seitdem herrscht in der ansonsten schlaflosen Nacht gespenstische Ruhe.
Noch unheimlicher dürfte nur die Tatsache sein, dass die US-amerikanische Glücksspielmetropole womöglich gar nicht mehr erwacht, zumindest nicht in allzu naher Zukunft. Denn für den Glücksspielbetrieb braucht es nicht nur bunte Lichter und Springbrunnen, Casino-Gebäude und Hotelanlagen, sondern eben auch arbeitskräftiges Personal.
Erfahrenes und gutausgebildetes Personal für Casinos, gastronomische Betriebe und Hotels könnte es allerdings schon bald nicht mehr geben. Denn seitdem der Casino-Betrieb in Las Vegas eingestellt wurde, die Touristen fernbleiben müssen und Hotels geschlossen sind, hat ein Großteil aller in Las Vegas tätigen Arbeitskräfte keinen Lohn mehr erhalten.
Wie ist die aktuelle Lage von Glücksspielangestellten in den USA? ”Mittlerweile gibt es relativ viele verschiedene Hochrechnungen und Prognosen, die sich insbesondere mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie befassen. Die Nevada Resort Association hat sich kürzlich in einem Bericht speziell mit Nevada befasst. Das Ergebnis der Untersuchung war erschreckend. Voraussichtlich würden knapp 160.000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn allein der Tourismus im Bundesstaat für ein bis drei Monate ausfiele. In anderen Bundesstaaten zeigt sich kein wesentlich positiveres Bild für die Zukunft. Bereits jetzt erhalten zum Beispiel 95 Prozent aller zur Glücksspielbranche zählenden Angestellten aus Las Vegas, Atlantic City, Louisiana, Mississippi und Kalifornien überhaupt kein Gehalt.”
Gewerkschaft schreitet ein – und klagt an
Die Lage für Unternehmen und ihre Angestellten wird also zunehmend ernster, gerade in der Gastronomie- und Glücksspielbranche und besonders in den US-Staaten und Städten, die stark von den Einnahmen der Casinos, Restaurants und Hotels abhängig sind. Bereits vor einiger Zeit hatten viele große Namen aus dem US-amerikanischen Casino-Betrieb deswegen finanzielle Hilfen von der Regierung eingefordert.
Diese Gelder sollten nach Bereitstellung unter anderem dafür genutzt werden, Angestellten der jeweiligen Unternehmen eine Fortsetzung von Teilzahlungen ihres normalen Gehalts zuzusichern, um den nicht umkehrbaren Finanzkollaps doch noch abzuwenden. Besonders prekär ist die Lage, da viele betroffene US-Amerikaner keinen Zugang zu Arbeitslosengeld oder ähnlichen Sozialleistungen hätten und im Extremfall auf der Straße landen könnten.
Angesichts solcher Aussichten sah sich nunmehr Unite Here, die US-amerikanische Gewerkschaft des Casino- und Gastronomiegewerbes, veranlasst, in die Öffentlichkeit zu treten und konkrete Forderungen zu stellen. Debra Jeffries, selbst in einem US-Casino beschäftigt und Mitglied der Gewerkschaft, brachte ihre Situation und die ihrer Kollegen in einem Nachrichtenmagazin auf den Punkt, nachdem ihr Arbeitgeber nur einen Bruchteil ihres zustehenden Lohns ausgezahlt hatte:
“Das wird uns nicht helfen, wir müssen unsere Familien ernähren, wir müssen Essen auf den Tisch bringen. Wir sind am Boden zerstört, sowohl emotional als auch finanziell.”
Casino-Angestellte mehrheitlich enttäuscht
In der Pressekonferenz erklärte die Gewerkschaft, worin letztlich ein Hauptproblem innerhalb der anhaltenden Krise liegt. Denn Unite Here hatte in der jüngsten Vergangenheit bereits mehrere Vorschläge unterbreitet, wie Belegschaft wie Arbeitgeber gemeinsam an einer Lösung der wirtschaftlichen Probleme arbeiten könnten. Unter anderem wurde vorgeschlagen, allen Mitarbeitern vorerst zumindest einen kompletten Lohn zu zahlen und Teilzahlungen erst darauffolgend umzusetzen.
Wie nun bekannt wurde, hätten allerdings nur zwei Casinos, das Wynn Resorts und las Vegas Sands, den Vorschlag von Unite Here akzeptiert und ihr Entgegenkommen gezeigt. Alle anderen Casino-Betriebe lehnten ab oder reagierten gar nicht auf Lösungsvorschläge der Gewerkschaft – und das obwohl einige Betriebe bereits finanzielle Hilfen erhielten hätten.
“Diese großen Casino-Unternehmen sprechen gerne über Loyalität und soziale Verantwortung, aber sie opfern ihre Mitarbeiter, um an ihrem Reichtum festzuhalten, während wir uns in einer der größten Krisen befinden, die wir je als Branche und als Nation erlebt haben.”
Viele langjährige Casino-Mitarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder zeigen sich deswegen enttäuscht von ihrem Arbeitgeber und sehen den Gang in die Öffentlichkeit als letzten Weg, um den schlimmstmöglichen Fall doch noch abzuwenden.